Mit der Ozeanien-Sammlung Henry
Erfeling haben wir – neben der his-
torischen Sammlung Bruno Geisler
– das Glück, Werke vom Bismarck-
Archipel präsentieren zu können, die
ebenfalls bis heute in Familienbesitz
geblieben sind und nun erstmals ge-
zeigt werden können.
Aufgewachsen in Bremerhaven, ab-
solvierte Henry Erfeling eine Aus-
bildung im Maschinenbau bei der
traditionsreichen Tecklenborg-Werft
in Geestemünde-Bremerhaven, und
begann 1921 als Ingenieur-Assistent
seine Seefahrt-Laufbahn bei der Ree-
derei Rickmers.
Ein bedeutender Karriereschritt
erfolgte mit dem Wechsel zum
Norddeutschen Lloyd in Bremen,
einer Reederei, die entscheidend
zur wirtschaftlichen und kulturel-
len Entwicklung der Hansestädte
Bremen und Bremerhaven beitrug.
„In großer Fahrt“ verzeichnet das
Seefahrtenbuch seinen Dienst zwi-
schen Februar 1929 und Februar 1930
auf der TS Coblenz – zunächst als 4.
Maschinist, ab Sommer desselben
Jahres als 3. Ingenieur nach Singa-
pore, wo er – dort angekommen –
nur einen Tag später, am 18. Februar
1930, auf der DS Bremerhaven seinen
Dienst als 2. Ingenieur für die folgen-
den vier Jahre (1930 bis 1934) antrat.
Die DS Bremerhaven war 1928 für
den Inseldienst im Südpazifik
umgebaut worden. Mit ihr brach-
te er in den folgenden vier Jahren
(1930–1934) Handelsgüter – vor
allem Kopra, das über dem Rauch
getrocknete Kokosmark – von den
Häfen des Bismarck-Archipels wie
Rabaul, Alexishafen und Finschha-
fen nach Hongkong.
Nach dieser Zeit diente er weitere
drei Jahre als 2. Ingenieur auf der TS
Scharnhorst, einem Schnelldampfer
im Ostasien-Dienst.
Lebensmittelpunkt in diesen Jah-
ren war für ihn die Hildesheimer
Blindenmission in Hongkong, wo
er mit seiner Frau und Tochter bis
zur gemeinsamen Heimkehr nach
Deutschland lebte.
Für Erfeling eröffneten die Han-
delsfahrten einen unmittelbaren
Zugang zu den so vielfältigen Kul-
turen Ozeaniens. Mit der Rückkehr
Die Ozeanien-Sammlung Henry Erfeling,
Hamburg / Lübeck (1901 – 1990)
nach Deutschland 1936/1937, wo er
das Studium zum Schiffsingenieur
aufnahm, gelangten auch die wäh-
rend seiner Reisen zusammenge-
tragenen Kunstwerke und Objekte
nach Europa; darunter chinesische
Antiquitäten und Tanz-Masken aus
Papua-Neuguinea, die ihm „als Ab-
schiedsgeschenke von einem Kop-
ra-Verlader überreicht wurden“, so
die Archivalien, und „nach Ansicht
der Direktion des Rijksmuseums in
Amsterdam [es] wert sind, unter
dem gleichen Dach wie die Gemäl-
de des Herrn Rembrandt gezeigt zu
werden“.
Die Erinnerung an diese Zeit blieb
in der Familie lebendig: Die Enkel-
tochter berichtet, dass der Großva-
ter ein Fotoalbum mit Aufnahmen
von Bewohnern Papua-Neuguineas
besaß – aus heutiger Sicht ein un-
schätzbares Zeitdokument. Doch
die Bilder, die Männer und Frauen
in traditioneller, für europäische Au-
gen ungewohnt in leichter Kleidung
zeigten, “hätten der Großmutter
nicht gefallen und seien daher von
ihr entsorgt worden“.
An Bord der TS Coblenz / On board the TS Coblenz
Photo: Private Archive
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