Auction 105

15 November 2025

Mit der Ozeanien-Sammlung Henry

Erfeling haben wir – neben der his-

torischen Sammlung Bruno Geisler

– das Glück, Werke vom Bismarck-

Archipel präsentieren zu können, die

ebenfalls bis heute in Familienbesitz

geblieben sind und nun erstmals ge-

zeigt werden können.

Aufgewachsen in Bremerhaven, ab-

solvierte Henry Erfeling eine Aus-

bildung im Maschinenbau bei der

traditionsreichen Tecklenborg-Werft

in Geestemünde-Bremerhaven, und

begann 1921 als Ingenieur-Assistent

seine Seefahrt-Laufbahn bei der Ree-

derei Rickmers.

Ein bedeutender Karriereschritt

erfolgte mit dem Wechsel zum

Norddeutschen Lloyd in Bremen,

einer Reederei, die entscheidend

zur wirtschaftlichen und kulturel-

len Entwicklung der Hansestädte

Bremen und Bremerhaven beitrug.

„In großer Fahrt“ verzeichnet das

Seefahrtenbuch seinen Dienst zwi-

schen Februar 1929 und Februar 1930

auf der TS Coblenz – zunächst als 4.

Maschinist, ab Sommer desselben

Jahres als 3. Ingenieur nach Singa-

pore, wo er – dort angekommen –

nur einen Tag später, am 18. Februar

1930, auf der DS Bremerhaven seinen

Dienst als 2. Ingenieur für die folgen-

den vier Jahre (1930 bis 1934) antrat.

Die DS Bremerhaven war 1928 für

den Inseldienst im Südpazifik

umgebaut worden. Mit ihr brach-

te er in den folgenden vier Jahren

(1930–1934) Handelsgüter – vor

allem Kopra, das über dem Rauch

getrocknete Kokosmark – von den

Häfen des Bismarck-Archipels wie

Rabaul, Alexishafen und Finschha-

fen nach Hongkong.

Nach dieser Zeit diente er weitere

drei Jahre als 2. Ingenieur auf der TS

Scharnhorst, einem Schnelldampfer

im Ostasien-Dienst.

Lebensmittelpunkt in diesen Jah-

ren war für ihn die Hildesheimer

Blindenmission in Hongkong, wo

er mit seiner Frau und Tochter bis

zur gemeinsamen Heimkehr nach

Deutschland lebte.

Für Erfeling eröffneten die Han-

delsfahrten einen unmittelbaren

Zugang zu den so vielfältigen Kul-

turen Ozeaniens. Mit der Rückkehr

Die Ozeanien-Sammlung Henry Erfeling,

Hamburg / Lübeck (1901 – 1990)

nach Deutschland 1936/1937, wo er

das Studium zum Schiffsingenieur

aufnahm, gelangten auch die wäh-

rend seiner Reisen zusammenge-

tragenen Kunstwerke und Objekte

nach Europa; darunter chinesische

Antiquitäten und Tanz-Masken aus

Papua-Neuguinea, die ihm „als Ab-

schiedsgeschenke von einem Kop-

ra-Verlader überreicht wurden“, so

die Archivalien, und „nach Ansicht

der Direktion des Rijksmuseums in

Amsterdam [es] wert sind, unter

dem gleichen Dach wie die Gemäl-

de des Herrn Rembrandt gezeigt zu

werden“.

Die Erinnerung an diese Zeit blieb

in der Familie lebendig: Die Enkel-

tochter berichtet, dass der Großva-

ter ein Fotoalbum mit Aufnahmen

von Bewohnern Papua-Neuguineas

besaß – aus heutiger Sicht ein un-

schätzbares Zeitdokument. Doch

die Bilder, die Männer und Frauen

in traditioneller, für europäische Au-

gen ungewohnt in leichter Kleidung

zeigten, “hätten der Großmutter

nicht gefallen und seien daher von

ihr entsorgt worden“.

An Bord der TS Coblenz / On board the TS Coblenz

Photo: Private Archive

– 43 –