Über Hubert Geisler, Kolonial-Admi-
nistrator in Deutsch-Neuguinea, ist
wenig bekannt: jüngste Quellen von
2024 erwähnen ihn in Zusammen-
hang mit seinem Bruder Bruno und
ihren gemeinsamen ornithologi-
schen Sammel- und Forschungsrei-
sen nach Ceylon und Borneo, wo sie
von 1887 bis 1889 im Auftrag der Na-
turalienhändler Wilhelm Schlüter
in Halle / Saale und das Königliche
Zoologische und Anthropologisch-
Ethnographische Museum zu Dres-
den tätig waren. [2]
Gemeinsame Weiterreise nach
Neuguinea. Während der Bruder
weiter ornithologisch sammelte,
reiste Hubert weiter nach Deutsch-
Neuguinea (Finschhafen 1890) und
stellte sich 1891 in den Dienst der
Berliner Pflanzungs- und Handels-
gesellschaft „Neuguinea-Kompag-
nie“ in Herbertshöhe, anfangs als
Pflanzungsaufseher und -vorsteher,
ab 1899 als Administrator für das
Bismarck-Archipel. [3]
Aus der Geschäftskorrespondenz,
die zusammen mit seiner Foto-
Sammlung [4] 2004 von den Erben
dem Staatlichen Museum für Völ-
kerkunde (SMfVM, heute Museum
Fünf Kontinente) übergeben wurde,
geht hervor, dass er bis 1920 als Ad-
ministrator vor allem im Bismarck-
Archipel in Rabaul und Herbertshö-
he/Kokopo (Hauptort der Kolonie)
tätig, und von 1909 bis zur Neuor-
ganisation der Betriebe 1913 zudem
wieder für die Verwaltungsbezirke
Stephansort und Bogadjim auf Neu-
guinea verantwortlich war. [5]
Über drei Jahrzehnte blieb er der
Handelsgesellschaft treu, erlebte die
Höhen und Tiefen der fernen und
damals noch jungen deutschen Süd-
see-Kolonie: die Herausforderung
und Schwierigkeiten weit entlege-
ne Verwaltungsbezirke erfolgreich
zu führen, Missernten, die harten
Folgen des Ersten Weltkriegs sowie
tiefe persönliche Einschnitte (1912
Scheidung von seiner Frau, 1914 Ab-
reise und 1917 Tod seiner geliebten
Nichte Grete).
Mehrere Gesuche um eine Rückkehr
nach Deutschland richtete er 1919
Ozeanien in der Sammlung Hubert Geisler
1863 Mittelwalde / Schlesien – 1943 Würzburg [1]
und 1920 an die Berliner Direktion
unter Verweis auf seinen „langen un-
unterbrochenen Tropenaufenthalt“
und „was in den letzten Jahren dazu
kam. […] Wenn ich hinzufüge, dass ich
nicht mehr in die Verhältnisse hier
passe. […] Wer fast ein ganzes koloni-
ales Zeitalter mitgemacht hat, tritt
bei Abschluss desselben auch gern mit
vom Schauplatz ab.“
Mehrere Monate sollten noch verge-
hen, bis die australische Besatzung
nach Klärung der Enteignungsmo-
dalitäten den Deutschen ihre Aus-
reise gewährte.
Schließlich kehrte Hubert Geisler –
über Batavia und Rotterdam – Ende
September 1921 nach Deutschland
zurück. [6]
Anders als die schriftlichen Doku-
mente und Fotografien sind einige
wenige ethnographische Objekte
und Werke bis heute in Familienbe-
sitz geblieben, darunter die hier prä-
sentierte sehr alte „tatanua“ Maske
von Neu Irland (Bismarck-Archipel).
Photos: Privatarchiv
[1] Unterschiedliche Angaben zu den Lebens-
daten in Münchner Beiträge zur Völkerkunde,
Jahrbuch des Staatlichen Museums für Völk-
erkunde München, Bd. 11, 2007:284 und unter
https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Geisler
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Hubert_
Geisler
[3] Quelle und sämtliche Zitate aus der Akte
im SMfVM, Bestand Geisler
[4] 100 Glasplattennegative und etwas 20
großformatige Diapositive, von ihm gefertigt,
geben Zeugnis vom Leben vor Ort
[5] Münchner Beiträge zur Völkerkunde, Jahr-
buch des Staatlichen Museums für Völker-
kunde München, Bd. 10, 2006:54, Bd. 11, 2007:284ff
[6] Biographisches Handbuch Deutsch-Neu-
guinea 1882-1922, Berlin 2002:111
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