Auction 105

15 November 2025

Über Hubert Geisler, Kolonial-Admi-

nistrator in Deutsch-Neuguinea, ist

wenig bekannt: jüngste Quellen von

2024 erwähnen ihn in Zusammen-

hang mit seinem Bruder Bruno und

ihren gemeinsamen ornithologi-

schen Sammel- und Forschungsrei-

sen nach Ceylon und Borneo, wo sie

von 1887 bis 1889 im Auftrag der Na-

turalienhändler Wilhelm Schlüter

in Halle / Saale und das Königliche

Zoologische und Anthropologisch-

Ethnographische Museum zu Dres-

den tätig waren. [2]

Gemeinsame Weiterreise nach

Neuguinea. Während der Bruder

weiter ornithologisch sammelte,

reiste Hubert weiter nach Deutsch-

Neuguinea (Finschhafen 1890) und

stellte sich 1891 in den Dienst der

Berliner Pflanzungs- und Handels-

gesellschaft „Neuguinea-Kompag-

nie“ in Herbertshöhe, anfangs als

Pflanzungsaufseher und -vorsteher,

ab 1899 als Administrator für das

Bismarck-Archipel. [3]

Aus der Geschäftskorrespondenz,

die zusammen mit seiner Foto-

Sammlung [4] 2004 von den Erben

dem Staatlichen Museum für Völ-

kerkunde (SMfVM, heute Museum

Fünf Kontinente) übergeben wurde,

geht hervor, dass er bis 1920 als Ad-

ministrator vor allem im Bismarck-

Archipel in Rabaul und Herbertshö-

he/Kokopo (Hauptort der Kolonie)

tätig, und von 1909 bis zur Neuor-

ganisation der Betriebe 1913 zudem

wieder für die Verwaltungsbezirke

Stephansort und Bogadjim auf Neu-

guinea verantwortlich war. [5]

Über drei Jahrzehnte blieb er der

Handelsgesellschaft treu, erlebte die

Höhen und Tiefen der fernen und

damals noch jungen deutschen Süd-

see-Kolonie: die Herausforderung

und Schwierigkeiten weit entlege-

ne Verwaltungsbezirke erfolgreich

zu führen, Missernten, die harten

Folgen des Ersten Weltkriegs sowie

tiefe persönliche Einschnitte (1912

Scheidung von seiner Frau, 1914 Ab-

reise und 1917 Tod seiner geliebten

Nichte Grete).

Mehrere Gesuche um eine Rückkehr

nach Deutschland richtete er 1919

Ozeanien in der Sammlung Hubert Geisler

1863 Mittelwalde / Schlesien – 1943 Würzburg [1]

und 1920 an die Berliner Direktion

unter Verweis auf seinen „langen un-

unterbrochenen Tropenaufenthalt“

und „was in den letzten Jahren dazu

kam. […] Wenn ich hinzufüge, dass ich

nicht mehr in die Verhältnisse hier

passe. […] Wer fast ein ganzes koloni-

ales Zeitalter mitgemacht hat, tritt

bei Abschluss desselben auch gern mit

vom Schauplatz ab.“

Mehrere Monate sollten noch verge-

hen, bis die australische Besatzung

nach Klärung der Enteignungsmo-

dalitäten den Deutschen ihre Aus-

reise gewährte.

Schließlich kehrte Hubert Geisler –

über Batavia und Rotterdam – Ende

September 1921 nach Deutschland

zurück. [6]

Anders als die schriftlichen Doku-

mente und Fotografien sind einige

wenige ethnographische Objekte

und Werke bis heute in Familienbe-

sitz geblieben, darunter die hier prä-

sentierte sehr alte „tatanua“ Maske

von Neu Irland (Bismarck-Archipel).

Photos: Privatarchiv

[1] Unterschiedliche Angaben zu den Lebens-

daten in Münchner Beiträge zur Völkerkunde,

Jahrbuch des Staatlichen Museums für Völk-

erkunde München, Bd. 11, 2007:284 und unter

https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Geisler

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Hubert_

Geisler

[3] Quelle und sämtliche Zitate aus der Akte

im SMfVM, Bestand Geisler

[4] 100 Glasplattennegative und etwas 20

großformatige Diapositive, von ihm gefertigt,

geben Zeugnis vom Leben vor Ort

[5] Münchner Beiträge zur Völkerkunde, Jahr-

buch des Staatlichen Museums für Völker-

kunde München, Bd. 10, 2006:54, Bd. 11, 2007:284ff

[6] Biographisches Handbuch Deutsch-Neu-

guinea 1882-1922, Berlin 2002:111

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