– 85 –
AUSTRALIA
189 Heilige Tafel „tjuringa“
(„churinga“, „tjurunga“)
Holz, Pigmente
Die Bedeutung der „tjuringa“ ist bis
heute geheimnisvoll und der Sinn-
gehalt der meist beidseitig ange-
brachten linearen Gravuren schwer
zu entschlüsseln.
Sie können auf Mythen und Fabel-
wesen aus der Traumzeit, Teile der
Landschaft (Wasserstellen, Felsen,
Bäume), Tiere und Menschen, sowie
deren Fußspuren / Wege / Wanderun-
gen verweisen. Wie eine Landkarte
könnten die eingravierten Zeichnun-
gen ein Verfahren sein, um sich Merk-
male der Landschaft einzuprägen und
Bezugspunkte für das Überleben in
dieser Halbwüste zu haben.
„Tjuringas“ gehören einzelnen oder
Gruppen mit den dazugehörigen Le-
genden der Traumzeit, Gesängen und
Zeremonien. In früheren Zeiten war
es nur initiierten Männern erlaubt,
die heiligen Objekte zu sehen oder
zu berühren. Sie wurden an einem
heiligen Ort aufbewahrt, der für
Nichtinitiierte und Frauen tabu war
und nur aufgesucht, wenn das Ritual
es erforderte.
Vgl. Lit.: Schoffel, Serge, An Early Art
of the First Australians, Brussels 2020,
p. 82, ill. 34
Sacred board „tjuringa“
(„churinga“, „tjurunga“)
wood, pigments
„Tjuringa“ are still mysterious today,
and the meaning of the linear engra-
vings is difficult to decipher.
They can refer to myths and fabulous
beings from the Dreamtime, parts of
the landscape (water points, rocks,
trees), animals and people, as well as
their footprints / paths / journeys.
Like a map, the engraved drawings
could be a process for memorizing
features of the landscape and having
reference points for surviving in this
semi-desert area.
„Tjuringas“ belong to individuals or
groups with associated Dreamtime
legends, chants and ceremonies. In
earlier times, only initiated men were
allowed to see or touch the sacred ob-
jects. They were kept in a sacred place
that was off-limits to non-initiates
and women and were only visited
when the ritual required it.
H: 124,5 cm; B: 9 cm
Provenance
Michael Hamson, Palos Verdes, Cali-
fornia, USA
€ 3.000 - 5.000