Auction 105

15 November 2025

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in Gestalt des „Ninkinanka“ deuten – ein archetypisches

Bild, mit dem die Baga bei ihrer Ankunft an der Küste in

Berührung kamen.

Die Schlangenkopfbedeckungen fungieren zudem als

Clan-Insignien, wobei jede einzelne eine bestimmte

Dorfgemeinschaft repräsentiert (Lamp 1996: 80).

Baga snake „bansonyi“ or „a-Mantsho-na-Tshol“

wood, colour pigments, base

The „Baga snake“, which is usually displayed

as an upright static sculpture, was worn as a

headdress. With the help of a light frame-

work, the towering polychrome decorated

serpent was held on the shoulders of a

dancer who was concealed under tribal

cloths and a lavish skirt of grass fibres.

The dancer performed sharp, quick

movements; he dipped and rotated

the sculpture by bending at the

knees and turning at the waist.

The performance of the snake

headdress required extraordi-

nary strength and balance.

According to oral tradition,

the ancestors of the Baga

were once driven out from

their homeland in the

highlands of the moun-

tainous Fouta Djallon

region in the interior of

Guinea and found a new

home on the Atlantic

coast. They brought their

sacred masks with them

to the coast, among them a

headdress representing the di-

vine being „a-Mantsho-na-Tshol“

(Lamp 1996: 52) He is credited with

leading the ancestors to new lands

and protecting them by instilling fear in

outsiders.

The serpent as imagery source for „a-Mants-

ho-na-Tshol“ relates to an archetypal myth

found along the Guinea coast at the center of

which is the serpent spirit „ninkinanka“. Lamp (1996:

GUINEA, BAGA

224  Schlangenförmiger

Kopfaufsatz „bansonyi“

oder „a-Mantsho-na-Tshol“

Holz, Farbpigmente, Sockel

Die „Baga-Schlange“, die ge-

wöhnlich als aufrecht stehende

Skulptur präsentiert wird, wurde

ursprünglich tatsächlich als Kopf-

schmuck getragen. Mit Hilfe eines

kegelförmigen Gerüsts aus Palm-

zweigen wurde die hoch aufragende

Skulptur auf den Schultern eines Tän-

zers gehalten, der unter Tüchern verbor-

gen und mit einem üppigen Grasfaserrock

bekleidet war. Der Tänzer führte schnelle

Bewegungen aus; er ließ die Skulptur durch

Beugen der Knie und Drehungen aus der Hüf-

te heraus sinken und rotieren. Die Darbietung

des Schlangenkopfschmucks erforderte außer-

gewöhnliche Kraft und Gleichgewichtssinn.

Nach mündlicher Überlieferung wurden die

Vorfahren der Baga einst aus ihrer Heimat in den

Bergregionen des Fouta Djallon im Landesinneren

von Guinea vertrieben und fanden eine neue Heimat

an der atlantischen Küste. Sie brachten ihre heiligen

Masken mit, darunter auch einen Kopfschmuck, der

das göttliche Wesen „a-Mantsho-na-Tshol“ darstellte

(Lamp 1996: 52). Ihm wird zugeschrieben, die Ahnen

ins neue Land geführt und sie beschützt zu haben,

indem er Außenstehenden Furcht einflößte.

Die Schlange als Bildquelle für „a-Mantsho-na-

Tshol“ knüpft an einen archetypischen Mythos

an, der entlang der guineischen Küste verbrei-

tet ist und dessen zentrales Wesen der Schlan-

gen-Geist „Ninkinanka“ ist. Lamp (1996: 77)

bemerkt: „Ninkinanka“ wird weithin als der

Geist verehrt, der Regen schenkt, Reichtum

verleiht und Unfruchtbaren Kinder bringt.

„Ninkinanka“ erscheint in der Gestalt

einer Schlange, die der Boakonstriktor

ähnelt, die in den Sümpfen des Baga-

Gebietes häufig vorkommt.

In diesem Kontext lassen sich die Ba-

ga-Schlangenfiguren als Inkarnation

des Geistes „a-Mantsho-na-Tshol“