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in Gestalt des „Ninkinanka“ deuten – ein archetypisches
Bild, mit dem die Baga bei ihrer Ankunft an der Küste in
Berührung kamen.
Die Schlangenkopfbedeckungen fungieren zudem als
Clan-Insignien, wobei jede einzelne eine bestimmte
Dorfgemeinschaft repräsentiert (Lamp 1996: 80).
Baga snake „bansonyi“ or „a-Mantsho-na-Tshol“
wood, colour pigments, base
The „Baga snake“, which is usually displayed
as an upright static sculpture, was worn as a
headdress. With the help of a light frame-
work, the towering polychrome decorated
serpent was held on the shoulders of a
dancer who was concealed under tribal
cloths and a lavish skirt of grass fibres.
The dancer performed sharp, quick
movements; he dipped and rotated
the sculpture by bending at the
knees and turning at the waist.
The performance of the snake
headdress required extraordi-
nary strength and balance.
According to oral tradition,
the ancestors of the Baga
were once driven out from
their homeland in the
highlands of the moun-
tainous Fouta Djallon
region in the interior of
Guinea and found a new
home on the Atlantic
coast. They brought their
sacred masks with them
to the coast, among them a
headdress representing the di-
vine being „a-Mantsho-na-Tshol“
(Lamp 1996: 52) He is credited with
leading the ancestors to new lands
and protecting them by instilling fear in
outsiders.
The serpent as imagery source for „a-Mants-
ho-na-Tshol“ relates to an archetypal myth
found along the Guinea coast at the center of
which is the serpent spirit „ninkinanka“. Lamp (1996:
GUINEA, BAGA
224 Schlangenförmiger
Kopfaufsatz „bansonyi“
oder „a-Mantsho-na-Tshol“
Holz, Farbpigmente, Sockel
Die „Baga-Schlange“, die ge-
wöhnlich als aufrecht stehende
Skulptur präsentiert wird, wurde
ursprünglich tatsächlich als Kopf-
schmuck getragen. Mit Hilfe eines
kegelförmigen Gerüsts aus Palm-
zweigen wurde die hoch aufragende
Skulptur auf den Schultern eines Tän-
zers gehalten, der unter Tüchern verbor-
gen und mit einem üppigen Grasfaserrock
bekleidet war. Der Tänzer führte schnelle
Bewegungen aus; er ließ die Skulptur durch
Beugen der Knie und Drehungen aus der Hüf-
te heraus sinken und rotieren. Die Darbietung
des Schlangenkopfschmucks erforderte außer-
gewöhnliche Kraft und Gleichgewichtssinn.
Nach mündlicher Überlieferung wurden die
Vorfahren der Baga einst aus ihrer Heimat in den
Bergregionen des Fouta Djallon im Landesinneren
von Guinea vertrieben und fanden eine neue Heimat
an der atlantischen Küste. Sie brachten ihre heiligen
Masken mit, darunter auch einen Kopfschmuck, der
das göttliche Wesen „a-Mantsho-na-Tshol“ darstellte
(Lamp 1996: 52). Ihm wird zugeschrieben, die Ahnen
ins neue Land geführt und sie beschützt zu haben,
indem er Außenstehenden Furcht einflößte.
Die Schlange als Bildquelle für „a-Mantsho-na-
Tshol“ knüpft an einen archetypischen Mythos
an, der entlang der guineischen Küste verbrei-
tet ist und dessen zentrales Wesen der Schlan-
gen-Geist „Ninkinanka“ ist. Lamp (1996: 77)
bemerkt: „Ninkinanka“ wird weithin als der
Geist verehrt, der Regen schenkt, Reichtum
verleiht und Unfruchtbaren Kinder bringt.
„Ninkinanka“ erscheint in der Gestalt
einer Schlange, die der Boakonstriktor
ähnelt, die in den Sümpfen des Baga-
Gebietes häufig vorkommt.
In diesem Kontext lassen sich die Ba-
ga-Schlangenfiguren als Inkarnation
des Geistes „a-Mantsho-na-Tshol“